Swiss Overshoot Day 2022 fällt auf den 13. Mai

Verschläft die Schweiz ihre Zukunft?

Sperrfrist bis 12. Mai 2022, 18h00 MEZ

 

Zürich – 13. Mai 2022 – Heute ist der Swiss Overshoot Day: Wenn alle Menschen auf der Welt so leben würden wie die Menschen in der Schweiz, wäre heute der Earth Overshoot Day. Das bedeutet, dass die Schweizerinnen und Schweizer vom 1. Januar bis heute pro Person im Durchschnitt so viel von der Natur verbraucht haben, wie der Planet im ganzen Jahr erneuert. Diese Daten stammen aus den «National Footprint and Biocapacity Accounts», die von Footprint Data Foundation, York University und Global Footprint Network veröffentlicht werden.

Die Biosphäre dauerhaft zu überfordern, ist die zweitgrösste Herausforderung, mit der sich die Menschheit im 21. Jahrhundert konfrontiert sieht. Die noch grössere Herausforderung ist, dass die Menschheit auf Overshoot kaum reagiert. Tragischerweise fallen die meisten Städte, Unternehmen oder Länder, so auch die Schweiz, in diese Kategorie.

Der Krieg in der Ukraine macht deutlich, dass die von Overshoot verschärfte Ressourcenunsicherheit zu einem wachsenden politischen und wirtschaftlichen Risiko für Länder, Städte und Unternehmen wird. Dieses Risiko wächst an, je länger wir uns im ökologischen Overshoot befinden. Weiter erfolgreich zu bleiben bedingt, Ressourcenübernutzung per Design zu korrigieren, statt die Anpassung Desastern zu überlassen.

Wenn alle so leben würden wie die Menschen in der Schweiz, bräuchte man 2,8 Erden, um alle zu versorgen. Aber die Ressourcenunsicherheit der Schweiz ist noch grösser. Pro Person verfügt die Schweiz über weniger biologische Ressourcen als die Welt insgesamt; es bräuchte daher 4,4 Schweizen, um den Bedarf der Schweizer Bevölkerung zu decken.

Nahrungsmittelkonsum allein bedarf der Kapazität von mehr als einer ganzen Schweiz. Nur ein Drittel der Schweizer Lebensmittel wird von der Schweizer Biokapazität zur Verfügung gestellt. Der Rest wird importiert. Auch für die Mobilität wird mehr als die Biokapazität einer ganzen Schweiz benötigt. 77% des biologischen Ressourcenbedarfs der Schweizerinnen und Schweizer stammen aus dem Ausland. Das Wohnen benötigt etwa 1/6 des gesamten Bedarfs und trägt damit wesentlich zum Gesamtressourcenbedarf der Schweiz bei.

«Es ist unklar, ob die Schweiz entschlossen genug ist, sich angemessen auf die absehbare Zukunft des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vorzubereiten, insbesondere nachdem das Stimmvolk das CO2-Gesetz vor einem Jahr abgelehnt hatte», sagte Mathis Wackernagel, Präsident von Global Footprint Network. «Zwar gibt es in der Schweiz einige gute Ansätze wie die energieeffizienten Häuser oder die Nutzung von Strom aus Wasserkraft, aber insgesamt ist das Land noch weit davon entfernt, auch nur marginal ressourcensicher zu werden.»

Die physische Infrastruktur und das Bauwesen tragen erheblich zum Gesamtressourcenbedarf der Volkswirtschaften bei. Daher geht zum Beispiel das Bauunternehmen Eberhard neue Wege, die Ressourcenintensität des Bauens mindern. Patrick Eberhard, Verwaltungsrat dieses Unternehmens, betont, dass «Gebäude und Bauteile zum Glück meist eine sehr lange Lebensdauer haben.  Deshalb ist die richtige Konstruktion und Materialwahl umso wichtiger.»

Die Unsicherheit der Ressourcen in unserem Land zu ignorieren, stellt ein massives, strukturelles Risiko dar. «Für die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft braucht es neue Lösungen, gerade im Gebäudesektor, der Bau- und Wertstoffindustrie, der Mobilität und der Landwirtschaft. KMUs leisten dazu mit ihren Klimaschutz-Projekten einen wichtigen Beitrag. Ihre Innovationen werden von unseren Partnerfirmen unterstützt, durch sie und weitere Grossunternehmen selbst eingesetzt und skaliert. Damit leisten die KMUs direkt und indirekt einen wichtigen Beitrag an die Netto-Null-Klimaziele der Schweiz und Liechtensteins und stärken gleichzeitig unseren Wirtschaftsstandort», erläutert Thomas Hügli von der Klimastiftung Schweiz.

«Der Swiss Overshoot Day zeigt eindrücklich auf, wie gross unser Handlungsbedarf ist. Die Wirtschaft ist Teil der Lösung. Bei unseren immer zahlreicheren Mitgliedern sehen wir, dass Ressourceneffizienz und Klimaschutz zu Innovationstreibern für neue Produkte und Prozesse werden. Damit die Schweizer Wirtschaft die unternehmerischen Chancen der Dekarbonisierung oder der Kreislaufwirtschaft in der Breite nutzen kann, braucht es jedoch auch die richtigen politischen Rahmenbedingungen.» sagte Fabian Etter von Swiss Cleantech.

«Das Ernährungssystem ist einer der Schlüssel zu einer ressourcenschonenden Zukunft. Ansätze der Kreislaufwirtschaft in der Nahrungsmittelproduktion, vom Feld zum Teller, weisen in die richtige Richtung», ergänzte Adrian Müller vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), einem der Partner des von der AVINA-Stiftung geförderten Projekts Food4Future.

Für mehr Information, besuchen Sie overshootday.org/schweiz

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Medienkontakte

Dr. Marta Antonelli
marta.antonelli@footprintnetwork.org
+41 78 656 2844

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