Noch nie war die Zukunft so voraussehbar. Wir wissen, dass die Menschen auch in Zukunft essen und schlafen wollen. Auch wollen sie mobil sein, sich sicher fühlen, und es lustig haben. Zudem wissen wir, dass wir in einer Welt leben werden, in der es mehr Klimawandel und weniger Ressourcen gibt. In jedem sich auszudenkenden Szenario. Ressourcensicherheit wird daher ein immer zentralerer Parameter. Das verdeutlicht auch der Krieg in der Ukraine.
Gewiss ist, dass wir alle ohne Fossilenergie werden funktionieren müssen. Die Frage ist nur wie bald. Eine schnelle Energie- und Ressourcenwende wird extremen Klimawandel bremsen und die Welt mit einem robusteren ökologischen Ressourcenbudget belohnen. Heute braucht die Schweiz 4,4-mal mehr, als ihre eigenen Ökosysteme regenerieren können. Ein langsamer Ausstieg aus der Fossilenergie aber erhöht das Risiko vermehrter gestrandeter Vermögenswerte («stranded assets»), globaler Spannungen, und politischer Unruhen. Nahrungsmittelsicherheit wird damit auch kritischer, mit direkten Auswirkungen auf die global integrierte Wirtschaft der Schweiz.
Die, die mit der Energie- und Ressourcenwende zögern, werden Risiken ausgesetzt, die immer grösser, mittelbarer, und auch ungleichmässiger verteilt werden. Die Ungleichheiten steigen auch zwischen denen, die sich klug vorbereiten und Resilienz aufbauen, und denen, die warten, und sich damit schwächen. Wer sich nicht auf den Wandel einlässt, kommt ins Hintertreffen.
«Der Schweiz scheint die Entschlossenheit zu fehlen, sich angemessen auf die voraussehbare Zukunft des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vorzubereiten. Dazu haben ihre Stimmbürger auch noch vor einem Jahr das CO2-Gesetz abgelehnt», sagte Mathis Wackernagel, Präsident von Global Footprint Network. «Zwar gibt es in der Schweiz einige gute Ansätze wie die energieeffizienten Häuser oder die Nutzung von Strom aus Wasserkraft, aber insgesamt ist das Land noch weit davon entfernt, auch nur marginal ressourcensicher zu werden. Die Lücke ist nach wie vor immens.»
Alleine für die Nahrungsmittel beansprucht die Schweiz die biologische Kapazität von mehr als einer ganzen Schweiz. Die gleiche Menge wird von der Mobilität in Anspruch genommen. 77% des biologischen Ressourcenbedarfs der Schweizerinnen und Schweizer stammen aus dem Ausland. Der Wohnungsbau benötigt etwa 1/6 des Schweizer Gesamtbedarfs, weshalb das Bauunternehmen Eberhard neue Wege geht, um die Ressourcenintensität des Bauens zu mindern. Patrick Eberhard, Verwaltungsrat dieses Unternehmens, betont, dass «Gebäude und Bauteile zum Glück meist eine sehr lange Lebensdauer haben. Damit unterliegt Infrastruktur auch enormen Lock-in-Effekten. Deshalb ist die richtige Konstruktion und Materialwahl umso wichtiger.»
Unternehmen oder Länder, die sich nicht auf die vorhersehbare Zukunft vorbereiten, werden weitgehend benachteiligt sein. Sich nicht nur schnell, sondern auch richtig zu entscheiden, wird immer wesentlicher, da die physische Infrastruktur von Städten und Unternehmen nur langsam angepasst werden kann, langsamer, als die ressourcenbeschränkte Zukunft auf uns zu kommt. Wo steht die Schweiz? Was sind unsere Möglichkeiten?
Eine Sache ist offensichtlich. Die Geschwindigkeit und das Ausmaß, mit denen die Schweiz ihre Wirtschaft umgestaltet, verschlechtern die längerfristigen Aussichten der Schweiz.